"Eine Kunst-Lichtinsel auf der Insel"

 

Die neue Ausstellung "Kollegen" bleibt für  Lindauer Spaziergänger 24 Stunden hell erleuchtet, und ist insbesondere im Dunkeln durch Front - und Seitenfenster der Galerie gut und gänzlich einzusehen. An dieser Stelle deshalb ein großes Dankeschön an den Geschäftsführer und Designer Günter Klügl der Firma 

"NoDesign Concept" für allerbeste u n d stromsparende Beleuchtung! 

 

Im Hinblick auf Ostern zeigt die Galerie ein zeitgenössisches Kruzifix von Biwi Köppel, das auf die formgebende dunkle Ursache der Kreuzbalken im Hintergrund verzichtet: Auf weißer Wand hängt der bleiche Körper der gekreuzigten Lichtgestalt - selbst durchscheinend – in dünnhäutigem Ziegenleder.

 

 

In direkter Nachbarschaft davon leuchten zwei Kleinodien der Künstlerin Maria Ostritz. Das von ihr eingesammelte Gemisch aus abgebrökelter Graffityfarbe/Betonwand wurde zu einem "Brennenden Dornbusch" und  einer tektonischen Flußlandschaft,"Nil", eingehämmert, in offene Särge en miniature.

Die abstrakte Vielschichtigkeit in Norbert Pümpels großformatigen Bild "Cadmium Sky" 100 x 160 cm von 2019 könnte in diesem biblischen Kontext spontan auch als Steinwüste von Golgatha gesehen werden, denn als "Unbekanntes Land".


In räumlicher Nähe zur Figur des Erlösers erhält auch die beeindruckende Arbeit Hans - Werner Berretz' mit dem Titel: "Wo die Worte fehlen, beginnen die Gesten zu tanzen..." eine weitere Dimension: Mit verstreut, realiter erodierten, und auf Leinwand applizierten Nägeln bricht die Wirklichkeit Golgathas ins Bild (40 x 30 cm, Mischtechnik, Eisennägel) In seiner Wirkung vermag es eine freitragende Brücke zu schlagen von zwingend brachialer ein - und durchgedrungener Materie zur erlösenden Einbettung derselben in einen Zusammenhang der willentlichen Durch-dringung im Geistigen. Darüber schwebend in der Luft, und dieselbe scheinbar schonend durchkämmend, die "Liebesantenne" aus Balsaholz von Wolfgang Ueberhorst.     

Diagonal gegenüber sind in der konkreten Bronzefigur "Madonna mit dem Kinderschuh" von Wolfgang Ueberhorst, Kreuzform und Nägel bereits in das Kindschicksal mit hinein gearbeitet: Anmutig steht, einen durch Nägel zusammen gehaltenen Kinderschuh im Arm haltend, die Gottesmutter in Blau-Roter Patina.

Ihr gegenüber: Ein frühes zeitgenössisches Portrait in Öl, gemalt von Ben Beyer, das mit typisch zur Seite geneigtem Kopf unweigerlich das Christusantlitz beim Betrachter hervorruft. 
Und während in der Tischvitrine gleichsam sichtbar gemachte Schmetterlings -Streicheleinheiten in Aquarell und Tusche von Hans-Werner Berretz bezaubern, laufen daneben Lebenslinien von Susan Stadler den Fenstererker hinauf: Die auf vier subtil veränderten grünlich/gelben Farbfeldern zart eingeritzten Linien markieren die organische Verortung von immergleichem ICH in wechselndem Terrain. 

 

Im vielleicht größten Amor-Eros-Epos gelangt der namensgebende Protagonist der Oper "Don Giovanni" wissend und zwangsläufig zu seinem letzten "Abendmahl" ins Totenreich - eingeladen von dem von ihm zuvor getöteten Komptur. Sandra Machel malte einen reich gedeckten Tisch, auf dem der Laptop so selbstverständlich wie der Salzstreuer nicht fehlen (120 x 160 cm, Öl auf Leinwand) 

 

Alles wird vor abendlich dynamischer Himmelskulisse mit unausweichlicher Wucht in einen erahnbaren tiefen Schlund gesogen, mitsamt einem - von Kinderhand gepflückten? - zarten Blumensträußchen; dem gegenüber: Ein Solitär (200 x 100 cm, Öl auf Leinwand) von Sonja Simone Albert eines fast verblühten Blumenstraußes - an Schönheit einem frischen gewachsen!  - vertrauensvoll dahinschwindend.

Frohe Ostern!