PRESSETEXTE

 

Von außen lockt ein kleines Fruhtrunk-Gemälde – quadratisch, ca. 30 x30 cm und von ungeheurer Sprengkraft. Steht man in der Galerie davor, tritt schon nach kurzer Zeit die bekannte,Figur/Hintergrund basierte Eigendynamik zutage. Zusätzlich erzeugt und unterstützt wird diese innere Bewegung, die Ideomotorik, wie sie Fruhtrunks Münchner Kollege, der dänische Bildhauer Robert Jacobson nannte, durch eine „Vielfarbigkeit“, welche der interaction of colours geschuldet, in Wirklichkeit mit nur zwei Farben Schwarz und Rosa auskommt. Das matte Schwarz wird zuweilen als Grau, das glänzende als Blau erlebt und an der hard edge - Grenze von Schwarz zu Rosa bilden sich hauchdünne, flirrende, zusätzliche „Überfarben“. Farben die durch das Zusammenspiel von Farben lediglich im Betrachter gebildet werden – Metafarben im eigentlichen Sinne.

Was passiert in uns, bei der Betrachtung dieses Meisterwerkes mit dem programmatischen Titel "Umbruch“? Eine einfache Ausgangbedingung: Schwarz – Rosa – Diagonal wird aufgrund der ausgeklügelten, komplexen Anordnung zu einem hoch dynamischen Seherlebnis.

Können wir überhaupt noch oder müssen wir gerade dann erst von optischer „Wahr“-nehmung sprechen, wenn der im Wortsinne enthaltene Anteil des Wahren sich uns unmittelbar als Wirkung erschließt? Uns ge-„wahr“ wird als Folge eines Konstruktes? Als Ergebnis einer „Wirk“-lichkeit, einer kunstvollintendierten Machart, welche uns das „Wahr“-genommene als abhängig von Prämissen, nämlich den jeweiligen Bedingungen in Wirklichkeit und Möglichkeit vor Augen führt?

Ist dieses artefact ein Sender, der unser Gehirn pulsieren läßt, ein Speicher, aus dem heraus sich die Möglichkeit schöpfen läßt das Kunstwerk erst in der Betrachtung zu erzeugen? Sind Kunstwerke allesamt zunächst Baupläne für in uns allen schlummernde Ideen, die wir jeweils in der Betrachtung erst hervorbringen müssen?

 

Dieser Frage geht der Bildhauer Wolfgang Ueberhorst, der als Kurator auch die gesamte Ausstellung gehängt hat, in der Auswahl seiner Skulpturen - darunter seine neuesten Balsaholzmodelle – ebenfalls nach.

Gleich vier seiner Beiträge, zwei plastische Arbeiten sowie zwei kreisrunde, in Eisen gerahmte Entwurfsskizzen thematisieren das „Hervorbringen einer Idee“.

In Vitrinen, in der Luft und an der Wand finden sich Entwürfe für Antennen, Aggregate, Bewußtseins- und Liebesverstärker, Sender und Empfänger aus Bronze oder Balsaholz. Das kleine Gipsrelief „Geburt einer Idee“, im Besonderen aber die Bronzeskulptur „Nascita di una idea“, mit ihrer aufwendig geritzten Alabasterscheibe und deren Gravurentwürfe bieten uns Ansichten, welche anmuten wie Einblicke in Wissen über andersartige, uns unbekannte, kosmische Zusammenhänge –Notizen über Schwingungs- und Wellenlehre auf spirituell höherer Ebene.

Das erste real existierende Ufo ist gelandet.

 

30. März. 2013 Arturo Eskuchen

 

 

I

Schon immer war es das Ideal von Sonja Klebe (geb. 1955), eine lebendige Malerei zu

erfinden, deren Konzept ist, Struktur, Farbe und Haptik in einer malerisch zwar reduzierten,

aber dennoch komplexen und dynamischen Bildsprache zu integrieren.

 

Die Intention von Sonja Klebe, die in der Meisterklasse Günter Fruhtrunk studiert hat,

ist, die Heterogenität zwischen konstruktivistischen Elementen und den Einflüssen des amerikanischen Expressionismus in eine neue Einheit des Ausdrucks zu synthetisieren,

die assoziative Aspekte der sogenannten „gegenstandslosen“ Malerei nicht ausschließt,

sondern bewusst einbezieht.

Sonja Klebe ist besonders der emotionale Zugang des Betrachters zu ihren Bildern wichtig. Kunsttheoretische Aspekte sollen für diesen eher in den Hintergrund treten, was durch Sonja Klebes oftmals poetische oder musikalische Bildtitel unterstrichen wird.

 

 

II

„ (...) Sonja Klebes Malerei ist eine Befragung grundlegender Existenzformen und -bedingungen mit den Mitteln der Kunst. Wenn sie dafür beispielsweise Öl, Acryl und Kreide auf Segeltuch verwendet, findet dies auch seinen materiellen Niederschlag in den subtilen Verwerfungen des groben Tuches, mithin des Grundes, der damit nicht mehr eben ist, sondern sich als Fallen-Werk von Falten und Geheimnissen erweist. Immer sind Klebes Gemälde auf diese malerische und erkenntnistheoretische Weise redundant, indem das Materielle stets doppelsinnig die Thematik spiegelt und das immaterielle, unsichtbare

Wesen der Dinge zum Vorschein kommt (...) “

 

Sophia Willems, Westdeutsche Zeitung

 

 

Rauschend und wabernd durchdringen Sonnenstrahlen einzelne Wolken- und Nebelformationen. Es ist als habe sich eine dunstige Dämmerung über die Gemälde Philipp Haagers gelegt und diese in eine rätselhafte Atmosphäre gehüllt. Ausnahmslos bieten sie dem Betrachter durch ein geheimnisvolles Dunkel eine schier endlose Blicktiefe (...)

Ortsspezifisch und ortlos, da sie sich dem ortlosesten Genre annehmen, das es gibt - dem Wolkenbild.

 

Die Wolke ist in der christlichen Bildwelt ja bekanntermaßen mehr als nur ein meteorologisches Phänomen. Sie steht symbolhaft für die Gegenwart Gottes und als Mittler zwischen Himmel und Erde. So wundert es nicht weiter, daß in unzähligen Darstellungen Gott auf einer Wolke thronend auf die Erde herabschwebt und im Umkehrschluss Jesus Christus auf einer Wolke in den Himmel emporhob. Die Wolke ist seit Jahrtausenden eines der bildmächtigsten Instrumente einer vertikalen Raumlogik, die auf der Höhe des göttlichen Raumes (da oben) und der Tiefe des irdischen Raumes (hier unten) basiert. Alle Aspekte eines nach "Höherem" strebenden Menschseins spielen sich seither in dem Raum zwischen Himmel und Erde ab. Die Wolke ist dabei eine Art "Sinn-Aufzug", der uns nach oben in den Himmel bringt (...)

Wolken und Wetter sind darüber hinaus tagtäglicher Quell unserer Stimmungen, "wir sehen in sie hinein und lesen aus ihnen heraus, was wir empfinden, unsere Gefühle wettern und wittern nicht anders, als Wolken und Winde selbst".

 

Diese fast schon mystische Aufladung konnte weder die philosophische, noch die wissenschaftliche Aufklärung nachhaltig beseitigen ...

 

Frank-Thorsten Moll

(in: "Schwarzvertiefte Finsternisse - Die Glaubensfragen der Malerei", Philipp Haager - PHASIS, Kehrer Verlag, Heidelberg 2010)